Historisches Hofgut soll wieder entstehen / Gemeinderat genehmigt vorhabenbezogenen Bebauungsplan

Das völlig heruntergekommene, durch Brandschäden und Vandalismus weitgehend zerstörte Hofgut von 1843 auf der Rheinschanzinsel bekommt eine Perspektive. Im historischen Zustand sollen die beiden markanten Gebäude wiedererstehen. Dank restriktiver behördlicher Auflagen konnte jahrelang keine Instandhaltung vorgenommen werden: sehr zum Ärger vieler Philippsburger.

Jetzt lag dem Gemeinderat ein vorhabenbezogener Bebauungsplan „Rheinschanz-Mittelhof“ zur Beschlussfassung vor. Die Stadt Philippsburg beabsichtigt laut Unterlagen zusammen mit der „Deckers Bürstadt KG“ die Umnutzung der leerstehenden Gebäude zu Mitarbeiter-Wohnungen für den bereits genehmigten benachbarten Champignon-Zuchtbetrieb. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst eine Größe von knapp 3.000 Quadratmeter.

Laut Sitzungsvorlage und laut der Ausführungen von Bürgermeister Stefan Martus (Uli) ist die Wiederherstellung des ehemals denkmalgeschützten Gutshofs das gemeinsame Ziel der Kommune und des jetzigen Betriebsinhabers. Geplant sind im Erd- und Obergeschoss rund 40 Mitarbeiterzimmer mit Nasszellen und Gemeinschaftsräumen. Die ehemaligen Hofflächen werden als Kfz-Stellplätze mit Baumpflanzungen ausgewiesen.

Anfang 2021 waren die früheren Stallungen ein Opfer der Flammen geworden. Erneut, wie schon viele Jahre zuvor, bemühte sich der Eigentümer und Landwirt Christian Coenen um eine neue Verwendung des Geländes und der Baulichkeiten – und unterbreitete viele Vorschläge. Doch die Behördenbürokratie im Landratsamt machte immer wieder Probleme, berichtete der Besitzer frustriert. Schließlich erteilte der Gemeinderat vor einem Jahr einer vorerst kleinen Lösung sein Einvernehmen und sagte Ja zur reinen „Erzeugung, Sortierung und Verpackung von Speisepilzen“ und damit zu einem Antrag von Deckers Bürstadt.

Der Brand 2021 war nicht der erste. Drei Jahren zuvor loderten schon einmal die Flammen aus einem der Gebäude. 1880 war die Rheinschanzinsel von der Zuckerfabrik Waghäusel gepachtet worden. Bis zum EnBW-Erwerb für das Kernkraftwerk bestand der Gutshof aus 24 Gebäuden, darunter ein prächtiges Herrenhaus. Davon blieben nur noch drei Gebäudeteile, jetzt Ruinen, übrig. Mit dem Feuersbrunst entfiel auch die Denkmaleigenschaft.

Der Champion-Großbetrieb will mit seiner ausgedehnten Zuchtanlage hochwertige Speisepilze und vor allem Bio-Champignons mit Hilfe von heimischem Kompost für den ganzen südwestdeutschen Raum erzeugen Werner Back (CDU) forderte, „sich so nahe wie möglich an den historischen Gegebenheiten zu orientieren.“ Nach einer Fotovoltaikanlage erkundigte sich Volker Ceh (Uli), die aber laut Bürgermeister nicht zu dem wiederhergestellten Gebäudebestand passe. Die fürchterliche Ruine ist für Jasmine Kirschner (Lokaldemokraten) ein Stein des Anstoßes. Peter Kremer (FW) begrüßte die Entlastung des Wohnungsmarkts durch die neue Unterbringungsmöglichkeit.

Werner Schmidhuber

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