Aus dem Gemeinderat:

Lehrstunde in politischer Strategie?

Anders im Gemeinderat abgestimmt als beantragt

Ein Teil der Stadträte schmunzelte vielsagend, ein anderer Teil fühlte sich irgendwie veräppelt. War es, was sich im Gemeinderat abspielte, eine Lehrstunde in Sachen raffinierter Taktik? Oder nur eine mehr oder weniger geschickte Kehrtwende des CDU-Fraktionsvorsitzenden mit seiner Mannschaft? Jedenfalls löste sein „strategisches Vorgehen“ Verwunderung und Verunsicherung aus.

Denn die CDU hatte einen schriftlichen Antrag auf Verlegung des Philippsburger Wochenmarkts vorgelegt, zur Beratung und Beschlussfassung eingebracht und dabei als neuen Standort das Areal beim Amtsgericht und Notariat vorgeschlagen. Bislang standen die Marktbeschicker mitten auf dem Marktplatz, der aber jetzt umgestaltet wird.

Den Ursprungsantrag der CDU hatte die Verwaltung zwar als Sitzungsvorlage weitergegeben, aber dazu einen eigenen Beschlussvorschlag unterbreitet, der eine Verlegung auf den Ile-de-Re-Platz empfahl, also auf den Platz vor der Kirche. Kaum war der Tagesordnungspunkt aufgerufen, signalisierte die CDU-Fraktion ihre Zustimmung zu der Ile-de-Re-Alternative, was zu ungläubigem Nachhaken bei den Freien Wählern und den Ulis führte - und ein Geplänkel zwischen einzelnen Stadträten auslöste.

„Genau dieses Ergebnis wollten wir auch erreichen“, ließ Coenen süffisant wissen. Seine Begründung: Schon 2015 habe die Mitinitiatorin der Marktplatzneugestaltung, Thea Geiger-Heiler, nachweislich einen Platzwechsel auf das Areal neben der Pfarrkirche vorgeschlagen, der aber ohne Resonanz blieb und eher mit Zurückhaltung aufgenommen wurde. „Jetzt haben wir, was wir wollten: einstimmig, weil jetzt plötzlich alle den Ile-de-Re-Platz haben wollen.“

Im Vorfeld der Sitzung hatte die Leistungsgemeinschaft mit dem Uli-Stadtrat Peter Steinel an der Spitze die Nachteile des Alternativstandortes „Amtsgericht“ aufgelistet und sich in einem Schreiben an Bürgermeister Stefan Martus für den Ile-de-Re-Platz stark gemacht, worüber sich Coenen offensichtlich freute. Kritik kam von Ingo Kretschmar (Uli). Mit ihrer Vorgehensweise habe die CDU für Mehrarbeit der Verwaltung gesorgt. „Muss man das alles verstehen können?“, fragten Christopher Moll und Peter Kremer (beide FW). Den Beschluss hätte man einfacher haben können. Unaufgeregt sah es Jochen Pöschel von der SPD.

(Schmidhuber)

 

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