Dreitägiges Spectaculum auf dem „Pfählmorgen“ mit Soldatenlager

Philippsburg wie einst im Mittelalter

So könnte es vor knapp vier Jahrhunderten auf dem „Pfählmorgen“ ausgesehen haben: Soldaten belagern die gerade erbaute Festung Philippsburg und haben ringsum ihr Lager aufgeschlagen. Vor den Mauern herrscht ein reges, geschäftiges Treiben. Zum Truppenaufgebot im großen Feldlager gehören nicht nur schwer bewaffnete Soldaten und Söldner, sondern auch Gaukler und Jongleure, Musikanten und Marketenderinnen, Händler und Quacksalber, Bettler und allerlei Gesindel. Um die Bedürfnisse sorgen sich die Krämer und bieten dringend und weniger dringend benötigte Waren an.

Die meisten Fremden, einige sogar aus dem Ausland, zeigen sich mit Schwertern und Lanzen, einige tragen Helm und Harnisch. Doch die Haudegen haben nichts Böses im Sinn, Zerstörungen bleiben aus. Was die wohl Tausende Besucher des dreitägigen „Spectaculums“ erleben, ist eine Reise zurück in die Vergangenheit, so in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Nur die beiden Kühltürme störten das Festungspanorama. Ins Auge fielen vor allem die Landsknechte in ihren bunten Kostümen und Pluderhosen, mit ihren wallenden Federn an den Baretten. Um deren Wohl kümmerten sich Eheweiber und Trossweiber gemeinsam. An vielen Plätzen flatterten Standarten, patrouillierten Reiter hoch zu Ross, wurden Schaukämpfe ausgetragen.

Das wilde Lagerleben mit Lagerfeuern und offenen Kochstellen, mit Schmieden und Krämerbuden gefiel allen Nostalgikern. Doch was trinken die Draufgänger in der zweistöckigen Taverne oder zuhause auf dem Bärenfell? Leckeres wie Drachenblut und Hexengesöff. Breite Aufmerksamkeit fanden die präsentierten Uraltberufe, etwa 30 an der Zahl, so die Seifensiederin, der Lederer, Glasbläser, die Gewandungsschneiderin, Spinnerin, Filzerin, der Laternenbauer und Papiermacher. Die Stätte früherer Pfählungen bot Platz für gut 50 imposante Spitz- und Rundzelte. Vor allem imponierten der Mittelaltermarkt mit rund 100 Handwerkern, Händlern und Krämern wie auch das abwechslungsreiche Kulturprogramm: Zeitfenster zu längst vergangenen Tagen. Ständig traten Musikanten auf und erfreuen das Publikum mit alten Trink- und Tanz-Liedern. Vorzügliche Unterhaltung, Jonglage, Schabernack und Artistik garantierten die Gaukler. Zum Höhepunkt wurde die rasante Feuerreitershow.

Schon der Auftakt war gewaltig ausgefallen: Gut 400 Akteure in historischen Gewändern marschierten in einem langen Zug zur Markt-Proklamation und zum Fassanstich des Gebäus namens Bier, vor kurzem erst dem Reinheitsgebot unterworfen. Schultheiß Stefan Martus versprach freies Geleit und friedliches Gebaren. Mit dabei hatte er sicherheitshalber die Vertreterin des Rhonsemer Landadels, Jasmine Kirschner. Freuen durften sich die Musikliebhaber von „Dhalia’s Lane“ über deren keltisches Klasse-Konzert.

(Schmidhuber)

 

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