Widerstand gegen Dammrückverlegung auf 60 Meter zur Wohnbebauung

CDU Philippsburg und CDU Dettenheim schalten Landtagsabgeordnete ein

Denkbar ist eine Nulllösung oder – wenn überhaupt – ein gesteuerter Polder in Kleinausführung von 100 Hektar, auf keinen Fall eine Dammrückverlegung. Hinter diese Position stellten sich alle 80 Teilnehmer an der CDU-Informationsveranstaltung. Hintergrund: Im Zuge des Integrierten Rheinprogramms ist mit Blick auf den Hochwasserschutz und ein Hochwasserereignis im Abstand von 220 Jahren – neben dem bereits bestehenden Polder Rheinschanzinsel – ein zweiter Retentionsraum geplant - in Elisabethenwört zwischen Philippsburg und Dettenheim auf einer Fläche von bis zu 590 Hektar mit maximal 21 Millionen Kubikmetern. Derzeit sind sechs mögliche Varianten im Gespräch: eine kleine, mittlere und große – drei als ungesteuerter Retentionsraum mit Deichrückverlegung und drei als gesteuerter Rückhalteraum.

Den heftigsten Widerstand gibt es gegen eine angedachte Dammrückverlegung auf gerade 60 Meter zur Wohnbebauung. Diese Maßnahme berührt nicht nur die direkten Anwohner, sondern mittelbar den ganzen Ortsteil. Deshalb hatten die CDU-Verbände Philippsburg und Dettenheim die Landtagsabgeordneten Joachim Kößler und Ulli Hockenberger „zur Information und zur Unterstützung“ eingeladen. Und beide durften „klare Botschaften“ mit nach Hause nehmen, befanden die jeweiligen CDU-Ortsvorsitzenden Roland Stindl und Matthias Hutter. Im Fokus zahlreicher Äußerungen aus dem Publikum stand die Forderung: „Wir brauchen einen Wirksamkeitsnachweis. Wir brauchen eine Neuberechnung und Überprüfung des Zahlenmaterials – nicht die Angaben auf der Basis von 1982.“ Zustimmung dazu signalisierten auch die anwesenden Bürgermeister Ute Göbelbecker und Stefan Martus mitsamt den Ortsvorstehern Jasmine Kirschner und Manfred Werner. Auch Kößler und Hockenberger drängten auf die Erstellung einer Wirksamkeitsanalyse. „Wir brauchen eine allseits verträgliche Lösung, einen Konsens. Dafür werden wir uns in Stuttgart verwenden.“

Immer wieder brachten die Rußheimer und Rußheimer, die aufgrund ihrer Ortslage am meisten betroffen sind, zum Ausdruck: In der vom Regierungspräsidium wohl favorisierten großen Lösung mit der Dammrückverlegung sehen sie allergrößte Probleme. „Wir haben Zukunftsangst. Uns wird Wohn- und Lebensqualität genommen.“ Mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation stellte Fachmann Karl-Peter Schwall als Arbeitskreis-Mitglied die Situation des Retentionsraums Elisabethenwört ausführlich vor. Für das Land spiele eine Rolle, dass durch eine Dammrückverlegung dem Rhein wieder natürliche Überflutungsflächen zur Verfügung stünden. Das Wasser könne dort ungehindert über das Ufer treten.

Von einem „ideologischen Wahnsinn“ sprach der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Gerd Coenen (Philippsburg) und plädierte für eine Nulllösung als die beste, verträglichste und günstigste Variante. Petra Schwartz, Vize der CDU-Fraktion Dettenheim, könnte sich eine „kleine gesteuerte Lösung“ vorstellen. Weitere Informationen lieferten die ortsansässigen Fachleute Günter Wendel und Karl-Heinz Schmidt, Sprecher der 300 Mitglieder starken Bürgerinitiative. Vehement wandten sich beide gegen die große Lösung als „reine Unsinnsplanung“ – und erhielten dafür tosenden Beifall.

(Schmidhuber)

 

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