Neues aus dem Gemeinderat

Umstrittene energetische Sanierungen in Huttenheim

Gemeinderat einigt sich nach langer Debatte auf ein „Beschlüsschen“

Die energetische Sanierung des alte Rathauses und des Dekan-Gothe-Hauses ist und bleibt umstritten. Am Schluss einer langen Diskussion mit Austausch aller Argumente stand nur ein „Beschlüsschen“, weil Bürgermeister Stefan Martus (Uli) keinen Kompromiss finden konnte. So schlug er vor, dass der Gemeinderat zusammen mit mehreren Fachingenieuren wenigstens die Örtlichkeiten besichtigt.

Für die Projekte in der Ortsmitte stehen Sanierungskosten von zusammen vier Millionen Euro an. Dazu gab es eine Menge offener Fragen: Sind diese hohen Ausgaben gerechtfertigt? Gibt es Alternativen?

Nach Ansicht aller vier Fraktionen sollte ein Nutzungskonzept auf den Tisch, wonach mehrfach verlangt wurde. Doch die Überlegung fand keine konkrete Berücksichtigung in der Beschlussfassung. Nach der Sommerpause könnte ein solches Nutzungskonzept angegangen werden, lautete der Vorschlag des Rathauschefs.

Einige Male kamen auch die Anregung, mit den Vereinen zu sprechen, die dort untergebracht sind. Das unter Denkmalschutz stehende mehrstöckige Huttenheimer Rathaus war 1966 generalsaniert worden. 1992 erfolgte der Ausbau eines Dachgeschosses. Räumlichkeiten nutzen der Musikverein und die Chorgemeinschaft. Büros haben der Jugendtreff Huttenheim, die Ortsverwaltung, der Revierleiter und der Gerichtsvollzieher.

In der Aussprache äußerten CDU und SPD ihre Bedenken, ob Steuergelder für nur stundenweise Nutzungen der Räume ausgegeben werden sollten. Hans Gerd Coenen (CDU) forderte eine „optimierte Nutzung“ und zweifelte daran, ob eine Vier-Millionen-Komplettsanierung angesichts der städtischen Finanzlage gerechtfertigt ist. Auch stellte er in Frage, ob alle vorgeschlagenen 14 Sanierungsteile erforderlich sind.

„Der Umfang bereitet uns Bauchschmerzen“, räumte Jasmine Kirschner (SPD) ein. Sie sehe keine halbwegs sinnvolle Auslastung. Im alten Rathaus könnte etwa die vorgesehene Arztpraxis untergebracht werden - anstatt im neuen Gebäudekomplex „Seniorenbetreutes Wohnen“ eine horrende Summe für eine Arztpraxis in die Hand zu nehmen.

Anders fiel die Beurteilung durch Peter Kremer (FW) aus: Seit 2016 trete seine Fraktion für die Sanierungen Im Zuge der Förderprogramme ISEK und SSP ein. Vier Millionen bezeichnete er als genau zu prüfende Aufgabe. Doch Leerstände und Minimalnutzungen dürfe es nicht geben, auch nicht eine „Reise nach Jerusalem“ für die seitherigen Nutzer.

Deshalb fordere es, „fachlich begleitet“ sämtliche bisherigen und interessierten Nutzer zu einer Nutzerkonferenz einzuladen, um den Bedarf zu erheben und auch das Gebäude auf Unterbringung von Praxisräumen zu prüfen. Ähnlich sah es Peter Steinel (Uli): Den Projekten bestätige er die Sanierungsbedürftigkeit. „Wenn etwas gemacht wird, dann richtig.“ Auch er plädierte für ein Nutzungskonzept.

Priorität hat laut Martus die Rathaussanierung. Erst danach soll das Dekan-Gothe-Haus an die Reihe kommen.

Ausbau kostet 892.000 Euro

Vorerst sollen zehn Bushaltestellen im Ort barrierefrei werden

Die Bushaltestellen in der Stadt und in den Stadtteilen sollen alle barrierefrei werden. Dafür hat jetzt der Gemeinderat die Weichen gestellt. Das Gremium beschloss einstimmig, den ersten großen Teil der Tiefbau- und Straßenbauarbeiten zum barrierefreien Ausbau von zehn der 14 vorgesehenen Bushaltestellen in Philippsburg, Huttenheim und Rheinsheim an eine Speyerer Firma zum Angebotspreis von knapp 500.000 Euro zu vergeben.

Bereits 2021 hatte die Ratsrunde die Grundsatzentscheidung gefasst und auch der Neueinrichtung einer zentralen Haltestelle in der Ahornstraße in Rheinsheim zugestimmt. Einmütig beauftragte der Gemeinderat seinerzeit ein Bruchsaler Ingenieurbüro mit den technischen Leistungen.

Anträge auf Fördermittel für den barrierefreien Umbau von 13 Bushaltestellen und einen Neubau habe die Stadt unmittelbar danach gestellt, informierte Erhard Wittemann vom Tiefbauamt. Auf 892.000 Euro, so der Kostenvoranschlag, bezifferte er die Kosten der Gesamtmaßnahme. In der Summe enthalten sind die Ingenieurleistungen. Die Höhe der Projektförderung ist auf fünf Jahre beschränkt und vorläufig auf insgesamt 425.000 Euro festgesetzt.

Zu den zehn Bushaltestellen, die in Angriff genommen werden, gehören zwei bei der Kirche Huttenheim, zwei am Marktplatz Philippsburg, eine in der Ahornstraße Rheinsheim, zwei in der Dammstraße, eine beim Schulzentrum Philippsburg und zwei am Alten Messplatz. Mit den Bauarbeiten soll voraussichtlich zum 1. September 2023 begonnen werden. Die Fertigstellung ist bis zum Jahresende 2023 vorgesehen. Von Wittemann nachvollziehbar begründet wurden die vorläufigen Zurückstellungen von vier Bushaltestelle.

Deren barrierefreier Ausbau soll erst in den Folgejahren angegangen werden. Es geht um zwei Haltepunkte in Huttenheim (Philippsburger Straße) und um zwei Haltepunkte beim Schulzentrum, direkt bei der Sporthalle. Hier sollte die Entscheidung abgewartet werden, ob es eventuell zu einem Neubau der Sportanlagen kommt.

Die Bushaltestellen bei den ehemaligen Firmen „Goodyear“ und „Hebel“ befinden sich in der Straßenbaulast des Landes Baden-Württemberg, das dafür zuständig und kostenpflichtig ist.

81 „melodische“ Wohneinheiten entstehen

Gemeinderat fasst Aufstellungsbeschluss für Baugebiet „Gerstenfeld“

In der südlichen Kernstadt entsteht ein moderner Wohnpark mit 81 Wohneinheiten. Dafür hat jetzt der Gemeinderat die Weichenstellung vorgenommen und den Aufstellungsbeschluss für Bebauungsplan „Wohnpark Melodie“ gefasst. Viel Lob gab es vom Bürgermeister und von den Fraktionen der CDU, Uli, FW und SPD für das vorgestellte „überzeugende harmonische und melodisches Konzept“ des örtliche Architekturbüros Jürgen Braun/Hans Brecht. Rathauschef Stefan Martus (Uli) nannte es sogar „genial“.

Auf dem Areal plant ein Philippsburger Investor den Bau einer generationenübergreifenden Wohnanlage, die aus fünf Gebäudekörpern und einer Parkgarage besteht. Wie Braun erläuterte, sind insgesamt 81 Wohneinheiten vorgesehen, die sich aus Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen zusammensetzen. Die entstehende Wohnfläche beträgt rund 6.100 Quadratmeter. Ins Auge gefasst sind auf dem Gelände drei Wohnhäuser mit je drei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Hinzu kommen zwei Wohnkörper mit vier Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss.

Für das Projekt werden insgesamt 138 PKW-Stellplätze auf einer Parkfläche und in Parkgaragen geschaffen, was einem Stellplatzschlüssel von 1,7 entspricht. Vorgegeben ist von der Stadt ein Schlüssel von 1,5. Die Zufahrt erfolgt über die Nord- und Ostseite, darüber hinaus über den vorhandenen Zufahrtsweg im Süden. Laut Braun sollen die Stellplätze in der Bruhrainstraße als Carport ausgeführt werden.

Auf Zustimmung stieß die Aussage, dass Kinderspielplätze im Innenbereich vorhanden sind. Die Möglichkeit für TigeR-Gruppen (Kinderbetreuung U3) sind bereits vorgesehen und können nach Bedarf realisiert werden. Dank des ausgeklügelten Konzepts entstehen auch Begegnungsstätten und Orte der Kommunikation. Großen Wert legte das Architektenbüro auf eine Barrierefreiheit.

Laut den Plänen erfolgt die Entwässerung des anfallenden Regenwassers auf dem eigenen Grundstück durch Sickermulden. Die Pultdächer der Wohnanlagen und auch das Flachdach der Parkgarage werden mit Photovoltaikpanelen belegt. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass die Gebäude trotz der Wohngeschosse niedriger als die bestehenden Nachbargebäude ausfallen.

Im rechtsgültigen Bebauungsplan war bereits eine Wohnbebauung möglich, jedoch lediglich mit zwei Vollgeschossen plus Dachgeschoss. Doch diese Vorgabe entspreche nicht mehr den aktuellen Anforderungen an sparsamen Umgang mit Grund und Boden und dem Bedarf an Geschosswohnungen unterschiedlicher Größen, stand in der Sitzungsvorlage.

Die Realisierung einer generationenübergreifenden Wohnanlage mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen wäre somit nicht möglich gewesen. Somit wurde die Aufstellung eines neuen geänderten Bebauungsplans erforderlich. Die Kosten für den Bebauungsplan übernimmt der Projektträger.

 

Schmidhuber

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