Der Trommler von Philippsburg

Obristleutnant Kaspar Bamberger wurde im Jahr 1624 erster Festungskommandant in der Festung Philippsburg. Der Fürstbischof hatte ihn damit betraut, dass er alles in die Wege leiten solle, um die Festung verteidigen zu können. Dazu brauchte er Soldaten. Um die nötige Aufmerksamkeit bei den Burschen zu wecken, wurde ein prachtvoll ausgestatteter Trommler ausgesandt, der die Aufgabe des Werbers wahrzunehmen hatte.

Diese Zeit hatte kein geringerer als der deutsche Schriftsteller Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen in seinem Roman “Der abenteuerliche Simplicissimus“ festgehalten (2. Auflage v.1669). Es wurde geschildert, welche Erlebnisse Simplicissimus in der kaiserlichen Festung hatte und wie groß die Not in der Festung Philippsburg für alle war. Letztlich wurde Simplicissimus in Soldatenkleider gesteckt und er musste für den Obristen Bamberger trommeln, denn der Festungskommandant brauchte Soldaten. Als es ihm erlaubt wurde vor den Toren nach Kräutern und Wurzeln zu suchen, konnte er entfliehen.

Dieses Ränkespiel wurde zum Anlass genommen, zum Jubiläum der 600-jährigen Stadtrechtsverleihung (1938), die Idee der Romanfigur des Simplicissimus und die Geschehnisse während des 30-Jährigen Krieges in Philippsburg durch das Festspiel “Der Trommler von Philippsburg“ von H.P. Moll aufzugreifen und an den Festtagen mit großem Aufwand auf dem Marktplatz aufzuführen. Das Spektakel wirkte bei der Bevölkerung noch lange nach. Vor allem die Figur des Trommlers beeindruckte die Zuschauer. Hierzu schuf der Bruchsaler Bildhauer Willi Klein eine Vorlage zum „Trommler von Philippsburg“. Die Ausstaffierung des Trommlers in Landsknechtmanier war besonders eindrucksvoll und prägte sich bei der Bevölkerung symbolisch für die lange Festungszeit ein. Diese Idee wurde später auch für die verschiedensten Anlässen bei Vereinsjubiläen verwertet.

Der Ehrenpreis “Trommler von Philippsburg“ der KaGe Narhalla

Im Jahr 1973 feierte die Karnevalsgesellschaft “Narhalla“ ihr 9 x11- jähriges Jubiläum und seit 1969 wird alljährlich der Ehrenpreis “Philippsburger Trommler“ an verdiente Persönlichkeiten in Form einer Holzfigur verliehen. 1970 erhielt Senator Dr. Franz Burda selbst den Trommler-Preis und vielleicht inspirierte ihn die Figur, den Trommler als großes Denkmal an seine Heimatstadt zu schenken. Zwischenzeitlich ist die Verleihung des Ehrenpreises als “Hermann-Siegel-Gedächtnispreis“, dem “Philippsburger Trommler“, über alle Landesgrenzen bekannt und zum Höhepunkt in der Philippsburger Fasenacht geworden.

Der Auftraggeber des Denkmals

Der Mäzen Senator Dr. Franz Burda beauftragte im Jahr 1972 den Bruchsaler Bildhauer Willi Klein eine überlebensgroße Figur des Trommlers, einem kaiserlichen Soldaten mit einer Landsknechttrommel, Säbel, einen großkrempigen Hut mit Federn und Bändern, als Standbild zu schaffen und in Bronze gießen zu lassen. Das Denkmal erhielt einen Sockel aus grauem Granit und einen zweistufigen Unterbau. Auf der Vorderseite des Sockels ein Schriftzug mit Bronzebuchstaben “Der Trommler von Philippsburg“. Seitlich je ein Wappenschild in Bronze der Stadt Philippsburg und der Reichsfestung. Auf der Rückseite ein Bronzerelief mit dem Festungsstern von Philippsburg aus dem Jahr 1623 von Mathäus Merian und ein Schriftzug mit dem Hinweis, dass das Denkmal von Dr. Franz Burda gestiftet worden ist. Das Denkmal fand seinen Platz im Mittelpunkt der neu geschaffenen Senator Dr. Franz Burda-Anlage.

Nur mit der Idee, dass der Trommler das Kriegshandwerk idealisierte und verherrlichte, konnte sich Dr. Franz Burda nicht anfreunden und an Stelle dessen, wurde der Trommler zu einer Figur umfunktioniert, die für den Frieden trommeln soll. So wollte sich auch Dr. Franz Burda verstanden wissen, als er die Figur am 1. Mai 1973 enthüllte. Die Stadt Philippsburg wollte auch an die Ereignisse von 1623 erinnern und ließ deshalb den Gedenktaler nachprägen.