Die Salmpyramide auf dem Philippsburger Friedhof

Die Salmpyramide vom Jahre 1800 auf dem Philippsburger Friedhof ist ein Denkmal von historischer Bedeutung und eines der ältesten Zeitzeugen der Philippsburger Festungsgeschichte. Sie hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich.

Am 6. September 1799 begann das schwere Bombardement gegen die Festung Philippsburg durch die französischen Revolutionstruppen unter General Leval und bis zum 12.September war Philippsburg in Schutt und Asche gelegt. Der letzte Kommandant, Rheingraf von Salm, sammelte Geld für den Wiederaufbau.

Sein gedruckter Aufruf “An alle edlen Menschenfreunde“ wurde unmittelbar nach der Zerstörung der Stadt in ganz Deutschland und sogar im Ausland verteilt. Der Rheingraf wand sich in seinen Schreiben an die hohen und höchsten Höfe des Adels und weltlicher Geistlichkeit. In dem Aufruf schildert der Rheingraf das schwere Bombardement und bittet im Namen der Bürger um finanzielle Hilfe für die eingeäscherte Stadt. Insgesamt verzeichnete man für die Brandkasse einen Eingang von 103 095 Gulden.

Am 08. September 1800 starb Rheingraf Carl August von Salm-Grumbach. Die feierliche Beisetzung fand auf der St. Trinitas-Bastion statt (später im Volksmund “Salmbuckel“ genannt). Beim Einsenken des Sarges in die Gruft wurden von den Geschützen der Festung Salut geschossen. Die Franzosen, welche die Festung belagerten, ehrten hochachtungsvoll den toten Gegner, indem sie den Salut erwiderten.

Der französische Befehlshaber General Chapelle ließ aus besonders ausgesuchten Festungssteinen für Rheingraf Carl August von Salm-Grumbach, eine Pyramide errichten. Er projektierte folgende Inschrift, die jedoch nicht zur Ausführung kam:

“Ci Jet un heros, qui a puit a puit resister aux francais combattens pour libre“ “Hier liegt ein Held, welcher für den für die Freiheit kämpfenden Franzosen Widerstand leisten konnte.“ Die Pyramide blieb zunächst ohne äußeres Zeichen.

Im Jahre 1811 wurde von der badischen Regierung angeordnet, die Festungswerke vollständig abzutragen. Die sterblichen Überreste des Rheingrafen wurden dabei auf den hiesigen Friedhof umgebettet. Die feierliche Überführung fand am 16. April 1811 statt. Das neue Grab mit der Pyramide war in der Mitte des Friedhofes angelegt. Die steinerne Pyramide vom französischen Befehlshaber General Chapelle blieb sein einziger Schmuck.

Die Verwandten und die Bürger entschlossen sich dazu, das Denkmal mit folgender Inschrift zu versehen, die jedoch nie zur Ausführung kam:

“Hier schlummert ein deutscher Mann, der tapfere Verteidiger Philippsburgs,
Rheingraf Carl August von Salm, Feldmarschall-Lieutenant und Commandant
der Truppen des löblich fränkischen Kreises, gleich trefflich als Feldherr, Mensch und Freund.
Er starb am 8. September 1800 hinter den unbezwungenen Mauern seiner eingeäscherten Festung.
Leicht sei ihm die Erde“.

Im Club Rheingraf von Salm e.V. fasste man im Jahr 2006 den Entschluss, die vorgesehene Grabinschrift aus dem Jahre 1811 in Form einer bronzenen Gedenktafel vor der Pyramide aufzustellen. Bürgermeister Stefan Martus war von dem Vorschlag begeistert und bemühte sich erfolgreich um die Finanzierung der Gedenktafel.

Der Club Rheingraf von Salm e.V., die Stadt Philippsburg und die Sponsoren haben in einer gemeinsamen Aktion nach fast 200 Jahren, dieses Vorhaben zur Vollendung gebracht. Nachdem clubintern mit dem Ehrenmitglied, Maler und Grafiker Manfred Bentz über das Aussehen der Tafel Einigkeit herrschte, wurde die Vorlage für den Gemeinderat erarbeitet, der am 17.10.2006 dem Vorhaben einstimmig zustimmte. Dem Bürgermeister war es auch zwischenzeitlich gelungen, zwei Sponsoren für das Projekt zu gewinnen, Herrn Dieter Rauh, Philippsburg, spendete 1.000 Euro, und die Sparkasse Karlsruhe, Kulturstiftung, förderte das Projekt 2.000 Euro. Den Rest der anfallenden Kosten übernahm der Salmclub. Wie es sich später herausstellte, entstanden für den Club Ausgaben in Höhe von ca. 1.000 Euro.

Bereits im Vorfeld der Planung hatte sich der Philippsburger Bildhauer Helmut Esslinger um die Ausführung des Auftrages bemüht und führte den Auftrag aus.

Der Festakt auf dem Friedhof

Zur Einweihung der Tafel konnte BGM-Martus den Nachfahren von Rheingraf von Salm, Herrn Fürst zu Salm-Horstmar sowie eine französische Delegation der Gandamerie aus Straßburg willkommen heißen.

In seiner Rede wies Bürgermeister Martus auf die große Bedeutung des Denkmals hin.

Die Rede des Fürsten stellte den Höhepunkt der Feierstunde dar. Fürst zu Salm-Horstmar, als Oberhaupt seines Hauses, ging auf seine Vorfahren ein, verwies auf die historische Entwicklung seiner Familie in der Vergangenheit und zeigte zugleich auch Perspektiven für die Zukunft auf. Auch er bewunderte das Verhalten, die menschliche Größe des Rheingrafens, der sich uneigennützig engagiert hatte, als die Not am größten war. “ Ein Engagement, das auch in unserer heutigen Zeit Vorbild sein sollte“. Was bei ihm noch große Bewunderung hervorrufen hatte, war das Verhalten des militärischen Gegners, als General Chapelle bei der Beisetzung des Rheingrafen von französischen Kanonen Ehrensalut schießen ließ und aus Achtung vor dem Gegner und Menschen ihm diese Pyramide errichtete. Gemeinsam mit dem Bürgermeister wurde die Gedenktafel enthüllt.

Außerhalb des Friedhofes hatte der örtliche Sportschützenverein eine Abordnung Schützen abgestellt, die zur Enthüllung eindrucksvoll mehrere Kanonaden Böllerschüsse abfeuerten.

Die Aufführung des Theaterstückes “Der letzte Kommandant“ von Uli Pfitzenmeier, durch die Theatergruppe Alt-Udenheim, war ein würdiger Abschluss des Tages. Hauptteil der Handlung von 1799 war, als der Rheingraf die folgenschwere Entscheidung treffen musste, dass er die Festung nicht übergeben werde. Die Verweigerung der Übergabe führte zu dem 130-stündigen Bombardement durch die französischen Revolutionstruppen, das mit der Zerstörung Philippsburg endete. Als Untermalung dieser Szene verwandelte sich die Bühne in ein flammendes Inferno, das lautstark mit Kanonendonner und Rauch aus der Nebelkanone begleitet wurde.

In den Rollen waren: Uli Pfitzenmeier, Dieter Orlowski, Axel Heft, Klaus Bühler, Marianne Bühler, Martha Milvich, Sprecherin: Michaela Seyfarth, Technik: Ralf Lorenz, Ton: Hausmeister Tibori, Assistenz: Hanne Heft, Maske: Maggi Klein, Regie: Uli Pfitzenmeier.

Bewusst wurde der Programmablauf so gewählt, dass die Zuschauer nachempfinden konnten, wie auf der einen Seite der höfische Glanz des Adels, zeitgleich dem Verderb und Untergangs einer belagerten Stadt gegenüberstand. In der Presse war zu lesen: “Alle Mitwirkenden brillierten durch eine fast professionelle Schauspielkunst, man fühlte sich in die Zeit und Handlung zurückversetzt“.