Aufwändige Aufstockung der Strom-Tragmasten

Freileitungsmonteure nehmen in luftiger Höhe Stahlgitter auseinander

Schwindelfrei müssen sie sein: die Monteure, die an den Tragmasten in luftiger Höhe arbeiten. Zwar gilt ihr Einsatz nicht dem oberen Teil des etwa 20 bis 25 Meter hohen Strommasts, aber auch weiter unten darf keine Höhenangst bestehen. So gefährlich wie es aussieht ist es nicht. Herunter- oder herausfallen kann niemand. Alle vier Männer stehen in einem sicheren Korb.

Am südlichen Ortsrand von Philippsburg waren sie in hochgehievten Körben zu entdecken. Dabei handelte es sich um Freileitungsmonteure. Sie arbeiten dort, wo sonst außer Vögel niemand hinkommt. Zwei Philippsburger Tragmasten mussten sie um zwei Meter aufstocken. Mit Hilfe von mehreren Fahrzeugen, Hebevorrichtungen und Baustellen-Gerätschaften verschiedener Vertragsfirmen erledigten sie ihren Auftrag. „Bis zu 180 Tonnen können von unseren Spezialfahrzeugen bewegt werden“, lässt etwa Auto Böhler Bruchsal wissen. Was die Monteure besonders auszeichnet, ist ihre langjährige Erfahrung, ihr wiederkehrender Einsatz hoch über dem Boden.

Warum sind solche Arbeiten notwendig? Aufgrund neuer Vorgaben, meinte ein Mitarbeiter der Netze BW vor Ort. Aktuelle Berechnung haben ergeben, dass zwei Masten in der Landschaft aufgestockt werden müssen: einer zwischen der Mühlfeldsiedlung und der Goodyearstraße, einer am hinteren Ende der Gewerbegebiets Bruchstücker.

Um mehr Leistung durch die 110-kV-Leitung zu schicken, müssen die Stromleitungen höher gelegt werden. Der Grund liegt in der Physik: Denn je stärker der Strom ist, der durch die dicken Kabelstränge fließt, desto heißer werden sie. Durch die größere Wärme dehnen sich die Seile stärker aus und hängen somit tiefer durch, gab unten der Mann mit dem Bauhelm auf dem Kopf zögerlich preis.

Wer sich dem Mast näherte, gewann zunächst den Eindruck, es handele sich um eine geheime Kommandosache. Niemand gab Auskünfte. Stattdessen erfolgte immer wieder ein Verweis auf die ferne Pressestelle der Netze BW, die aber übers verlängerte Wochenende nicht erreichbar war. Doch am ersten Arbeitstag gab es Probleme mit der Zuständigkeit, die den ganzen Tag über bis zum Redaktionsschluss nicht geklärt werden konnte.

Wenn jemand auf der Baustelle in Philippsburg einen Schnaufer machte, dann sollte kein Name genannt werden, hieß es. Selbst die Frage, wie man sich hoch oben so fühle, schaffte Probleme mit einer einfachen Beantwortung. „Ich habe nichts gesagt“, sagte derjenige, der zuvor gesagt hatte: „So hoch oben darf man nicht daran denken, was im schlimmsten Falle passieren könnte. Da muss der Schalter im Kopf herumdreht werden.“

Als würde man einen Hut hochheben, so sieht es aus, meinte eine weit entfernte Zuschauerin vor der weiträumigen Absperrung. Auf einer Höhe von etwa sieben bis acht Meter wurden die Schrauben der Stahlgitter gelöst, dann konnte der obere Teil abgenommen und in die Höhe gezogen werden. Nunmehr war Platz, um das vorbereitete Zwischenstück einzufügen. Wie eine Haube schwebte die Mastspitze in der Luft und baumelte an dem tonnenschweren Kranarm.

Auch ohne Vorkenntnisse ließ sich unschwer erkennen: Die Maßnahme erfordert von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Konzentration, Geschick und Fingerspitzengefühl. Die wenigen Zuschauer - aufgrund der weiträumigen Absperrung - zeigten sich beeindruckt. „Um Himmels Willen. Ich könnte das nicht. Mir würde es schlecht.“ Nach den entsprechenden Vorarbeiten wurde das Mittelstück aufgesetzt. Dann der obere Mastteil.

Je länger die Menschen unten dem Geschehen zuschauen, desto deutlicher wird ihnen: Was hier passiert, ist Präzisionsarbeit, bei der alle Abläufe perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. „Eine richtig aufwändige Bastelarbeit im Großformat“.

Schmidhuber

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