Behagliche Fledermaus-Unterkunft jetzt in Rheinsheim
Fragen dazu an den Revierförster Christian Hautz
Auf Gemarkung Rheinsheim steht jetzt eine Fledermausstele (Stele = freistehende Säule), die erste und bislang einzige im Bereich der „Bruchsaler Rundschau“. Ziel der Maßnahme ist es, einen Unterschlupf für Fledermäuse, insbesondere für Mückenfledermäuse, in der Rheinaue zu schaffen. Die mühevolle Aufstellung des hohen Metallpfostens erfolgte im Beisein von Hans-Gerd Tschuch, Fledermausbeauftragter des Landkreises, Christian Dietz, Miterfinder der Stele und Monteur, Fledermausexperte Andreas Arnold, Revierförster Christian Hautz, Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner und der zweiten Bürgermeisterstellvertreterin Helga Steinel-Hofmann.
Fragen an Christian Hautz:
Was kann man sich unter einer Fledermausstele vorstellen? Was genau ist das?
Hautz: Man kann sich diese wie ein Vogelnistkasten auf einem vier Meter hohen Stahlmast vorstellen. Anstatt einer Öffnung und eines Innenraums hat der Kasten viele Schichten mit dazwischenliegenden Hohlräumen, in denen sich die Fledermäuse aufhalten können. Da die Stele nach unten offen ist, können die Tiere von dort aus hinein- und hinauskrabbeln.
Wieso braucht man so etwas?
Hautz: Die Stele dient der Quartierneubeschaffung, damit die gefährdeten Arten mehr Lebensraum bekommen. Durch die Sanierung von Gebäuden gehen viele Quartiere verloren. Die Stele ist so geschaffen, dass sich auch die sehr seltene Mopsfledermaus dort wohlfühlt.
Wie viele Fledermäuse finden dort Unterschlupf?
Hautz: In der Regel so 30 bis 40. Allerdings gibt es auch die kleinen Mückenfledermäuse. Da hatte Hans-Gerd Tschuck schon einmal 700 solche Fledermäuse in einer einzigen „Wohnung“ entdeckt. Die Mückenfledermäuse werden nur fünf bis sechs Zentimeter groß, die Abendsegler hingegen kommen auf eine Spannweite von bis zu 40 Zentimeter.
Mit wie vielen Fledermäusen kann man rechnen?
Hautz: Trotz der kompakten Bauweise können sich bis zu 600 Tiere gleichzeitig aufhalten. Fledermäuse mögen es kuschelig.
Warum sind Fledermäuse eigentlich so schützenswert?
Hautz: Es gibt in Deutschland 25 verschiedene Fledermausarten, die alle streng geschützt sind. Sie leiden unter Verlust von Lebensräumen und dem allgemeinen Rückgang der Insekten. Als natürliche Insektenvertilger beispielsweise Falter, Käfer oder Mücken, spielen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem und dadurch helfen sie vielen Tier- und Pflanzenarten. Auf unserer Insel Elisabethenwört wurden 15 verschiedene Fledermausarten nachgewiesen.
Kann man als Waldbeobachter selbst etwas Gutes tun?
Hautz: Ja, vieles. Dazu gehören eine naturnahe Gestaltung des Gartens und des Wiesengrundstücks, auch das Pflanzen von Blumen, die nachts Insekten anlocken und somit als Nahrung für die Fledermaus dienen können. Ich denke dabei an die Pflanzengattungen Nachtkerzen und Leimkraut.
Weitere Möglichkeiten sind der Erhalt von alten Bäumen und dabei von Baumhöhlen, Verzicht auf den Einsatz von Gift im Garten und das Anbringen von Fledermauskästen.
Was mache ich, wenn eine Fledermaus in mein Zimmer geflogen ist?
Hautz: Ruhe bewahren, Fenster und Türen öffnen, Licht ausmachen und den Raum verlassen. Normalerweise fliegen sie wieder von sich aus hinaus. Falls es nicht funktioniert, kann man sie einfangen und in einen belüfteten Karton geben, in dem ein Tuch zum Verstecken ist. Abends kann man dann die Fledermaus an einem erhöhten Ort wieder freilassen.
Aber Vorsicht: Fledermäuse dürfen nicht ohne dicke Handschuhe angefasst werden, da sie spitze Zähne haben und Krankheiten übertragen können.
Werner Schmidhuber