Diplom-Ingenieur Erhard Schmitteckert:

„Versunkene Lok ist längst verrostet“

„Selbst wenn sie noch so lange suchen, eine Lok werden sie niemals finden. Denn sie ist dem Rost zum Opfer gefallen.“ Das behauptet jedenfalls Erhard Schmitteckert aus Waghäusel, der sich in den BNN in die Diskussion um den nächsten Bergungsversuch eingeschaltet hat.

2018 ist die öffentlichkeitswirksame Suche nach der vor 167 Jahren versunkenen Lokomotive gescheitert. 1852 war sie bei einem Transport sturmbedingt ins Wasser gekippt. Seitdem schlummert das Ungetüm im Rhein, in der Nähe von Rheinsheim.

Mit großer Aufmerksamkeit hat der Waghäuseler Diplom-Ingenieur Erhard Schmitteckert die Bemühungen verfolgt, die alte Lok zu heben. Er gehört zu wenigen, die sich nicht gewundert haben, dass die Lokjäger erfolglos blieben. Denn der Kirrlacher vertritt die Auffassung: Nach 167 Jahren kann von der Lokomotive nichts mehr übriggeblieben sein.

Gewisse Kompetenz nimmt er für sich als Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik in Anspruch. 1963 schrieb der damals junge Mann seine Diplomarbeit an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Der Titel seiner Diplomarbeit lautete: „Korrosionsprobleme bei Kühlschränken".

Mit seinem reichen Erfahrungsschatz hält es der über 80-Jährige für „höchst wahrscheinlich“, dass im Wasser von der verschwundenen Lok nichts mehr zu finden ist.

Seine Auffassung: „Eisenhaltiges Gestein wurde am Messgerät angezeigt, aber nicht massives Eisen. Ich unterstelle, dass die Lok aus Schmiedeeisen bestand. Damals gab es keinen rostfreien Stahl für solche Konstruktionen. Eisen rostet insbesondere sehr gut und schnell bei sauerstoffgesättigtem Regenwasser. Daraus besteht ja das Rheinwasser zum größten Teil - jedenfalls in den vergangenen 167 Jahren.“

Weiter argumentiert er: „Nachdem der Lack an der Lok ab war, begann das Rosten des Eisens durch das Wasser und den Sauerstoff. Selbst wenn sich jährlich nur ein halber Millimeter durch Rost ablöste, wären nach 75 Jahren stattliche 37,5 Millimeter zusammengekommen.

Ich vermute, dass schon nach 50 Jahren nur noch massive Teile wie Räder oder Pleuelstangen übriggeblieben sind. Was sich im Bereich der Rhein-Sohle befand, wurde vom Kiessand laufend abgeschmirgelt.

Bei allen möglichen Abwägungen muss ich zum Ergebnis gelangen, dass sich die Lok längst im Rheinwasser aufgelöst hat.“

Vergleichbare Fälle könnten die Auffassung Schmitteckerts stützen: Seit 1912 liegt die „Titanic“ im Atlantik. „Doch in wenigen Jahren könnte das Wrack komplett verschwunden sein. Der Grund: bakterieller Eisenfraß“, so berichtete 2017 die Presse. Die Natur hole sich das Schiff zurück. Das sei der Lauf der Dinge.

Schmidhuber

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