Führung in historische Winkel Philippsburgs - „Kunst- und Museumsnacht“ ermöglichte Stadtbummel im Dunkeln

Philippsburg, die Stadt mit ihrer reichhaltigen Vergangenheit als mächtigste Reichsfestung am Rhein, ist mit dabei: Wie Dutzende anderer Städte bietet auch sie seit Jahren – mit zwei coronabedingten Ausnahmen – eine jährliche Kunst- und Museumsnacht – und macht es damit etwa Stuttgart, Konstanz und Schwäbisch Hall nach.

Vor kurzem stand das Projekt noch auf wackeligen Beinen, doch dann setzten sich die Befürworter durch. Wegen des kurzfristigen Starts kamen diesmal weniger Angebote als früher, seit der Premiere 2008, zustande. Wenn auch weniger los war, so ließen sich doch überraschend viele Abend- und Nachtbummler in der Kernstadt sehen.

Wer die Philippsburger Kunst- und Museumsnacht 2022 erleben wollte, konnte auf rund 20 verschiedene Angebote zurückgreifen, darunter Ausstellungen, Besichtigungen und Führungen. Zu genießen gab es auch musikalische Unterhaltung, etwa im der Scheuer des „Einhorn“ mit Manfred Bentz und Georg Albrecht oder in der Bar „Santo Domingo“. Live-Musik steuerte dort Jose Vargas bei, der mit lateinamerikanischen Klängen das Publikum anlockte.

Wer eher auf leibliche Genüsse Wert legte, konzentrierte sich auf die Köstlichkeiten in Gaststätten oder an Imbissständen, so Feuerwürste, Huttenheimer Lange, Kartoffelsuppe, Griebenschmalzbrote, Austern oder „Vatikanbrote“. Viele Nachtschwärmer zeigten sich auf den Straßen, zogen oft in Gruppen von der einen zu der anderen Station.

Zu den besonders gefragten Attraktionen gehörte eine Tour zu Fuß durchs historische Philippsburg, das bis 1623 noch Udenheim hieß. Ex-Lehrer Lino Geißler übernahm den Rundgang, der in wenig bekannte Winkeln und zu verschiedenen Überbleibseln aus alten Kriegszeiten führte. Zuvor hatte er im Ausstellungsraum des Rathauses das Festungs- und Schlossmodell erläutert, das zeigt, wie um 1697 die befestigte Stadt ausgesehen hat. Im Pariser Museum „Plans-Relief“ befindet sich das Original, war zu erfahren.

Sechs Stunden lang ließen Jung und Alt die Nacht zum Tag werden. Alle Akteure, darunter der Heimatverein, der Salm-Club, die Badner Schalmeien und die Unabhängige Liste, die Gastronomie und die Geschäftswelt strengten sich an, um den Zuspruch und das Wohlgefallen der „Nachtwandler“ zu finden.

Geöffnet waren neben dem Festungs- und Waffengeschichtlichen Museum mit einer neu strukturierten Präsentation der Raritäten auch das Heimatmuseum in dem ehemaligen Ackerbürgerhaus. In der Museumsscheune gab es Heimatfilme aus den 50-er und 60-er Jahren zu sehen, im Gebäude wurde ein Stück Regionalgeschichte unter dem Titel „Auf der Schiene von Bruchsal nach Germersheim“ in die Gegenwart gerückt.

In der Festhalle organisierten die „Cherbourger Jungs“ eine Halloween-Party. Im Rathaus wartete eine Ausstellung verschiedener einheimischer Künstlern auf Bewunderer. Reges Treiben herrschte vor dem „Löwenbräu“ und vor dem fürstbischöflichen „Bierkulturgut“. Besinnliches bot hingegen die geöffnete evangelische Christuskirche.

(Schmidhuber)

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