Huttenheim jetzt mit stählernem „Herschbock“
Zweieinhalb Meter große Hirschfigur schmückt jetzt den Ortseingang
Wer über die Germersheimer Landstraße nach Huttenheim kommt, hat plötzlich einen überlebensgroßen körperhaften Hirsch vor sich, sobald er den Stadtteil erreicht. Zweieinhalb Meter groß dürfte die braune Gestalt sein, die jedoch aus Cortenstahl besteht. Am vergangenen Freitagabend wurde die Skulptur feierlich enthüllt.
Für die Huttenheimer Bevölkerung ist die Aufstellung der Figur zu einer faustdicken Überraschung geworden. Niemand wusste bis zuletzt, was unter der Abdeckung steckt. Der Hirsch ist ein Willkommensgruß und zugleich ein Aushängeschild.
Bei der Enthüllung gab es viele strahlende Gesichter, etliche Oha-Rufe und lauten Applaus für die Errungenschaft, die auch dem Ortschaftsrat zu verdanken ist. Stolz zeigten und äußerten sich Ortsvorsteher Peter Kremer, seine Stellvertreterin Petra Jungkind und Bürgermeistermeisterstellvertreter Werner Back, die Vertreter der Ortsvereine und alle weiteren engagierten und versammelten Bürgerinnen und Bürger: insgesamt knapp 100.
Warum ein Hirsch? Der Hirschbock gilt als Wahrzeichen von Huttenheim, ein Symbol aus der Ortsgeschichte. Seit Jahrhunderten nennen sich die Einwohner „Herschböck“. Es ist der Uz- und Neckname der „Huttemer“. Zurückzuführen sei die Bezeichnung auf einen Ausruf des damaligen Fürstschofs Hutten bei einer Treibjagd: „Die Huttenheimer springen durchs Dickicht wie meine Hirsche.“ Bei Treibjagden waren die einheimischen Männer besonders gefragt, weil sie flink und wendig waren, erklärte Kremer.
Das Denkmal hat die örtliche Metallbaufirma Baader mit Klaus und Tim Baader aus Cortenstahl hergestellt. Weit über 100 Arbeitsstunden benötigte das Werk. Das Tier weist eine Größe von 2,5 Meter auf und wiegt 1,2 Tonnen. Wie bekanntgegeben wurde, belaufen sich die Material- und Herstellungskosten auf über 10.000 Euro. Den Stundenlohn habe er entgegenkommenderweise deutlich gesenkt, sagte Seniorchef Baader. Ein Sponsor, der unbekannt bleiben wolle, hat ein stattliches Grundkapital zur Verfügung gestellt. Mit weiteren Spenden soll die Restfinanzierung erfolgen.
Vor dem nahen Feuerwehrgerätehaus sprach Kremer von der Übergabe einer Schenkung, die eine identitätsstiftende Funktion erfülle, auf eine lebendige Tradition hinweise und von kreativer Heimatverbundenheit zeuge. Er erinnerte an den Eingemeindungsvertrag von 1972, in dem das kulturelle Eigenleben und die Bewahrung des örtlichen Brauchtums festgehalten sind.
Huttenheim bestehe aus einer ideenreichen Dorfgemeinschaft, was die vielen Aktivitäten belegen, die der Ortsvorsteher beispielhaft aufzählte. Den stählernen „Herschbock“ bewertete Bürgermeisterstellvertreter Werner Back als gelungenes Symbol für Tradition und Brauchtumspflege, für Gemeinsinn und Zusammenhalt.
Die Darstellung auf einem kleinen Hügel ist nicht die erste Skulptur. Seit 2015 gibt es auch ein Hochwasserdenkmal: Ein Vorfahre im Boot zieht am Netz, ein anderer hält eine Angel.
Werner Schmidhuber