Jahr für Jahr mehr bedürftige Menschen

Tafelladen legt besorgniserregenden Sachstandsbericht vor

Der Tafelladen in der Stadt Philippsburg, im Norden des Landkreises der zweitgrößte nach Bruchsal, zeigt eine besorgniserregende Tendenz: Waren es 2012 noch 238 bedürftige Menschen, die regelmäßig die Einrichtung in Anspruch nahmen, so steigerte sich die Zahl von 847 im Jahr 2022 auf derzeit 1.039. Dies entspricht einem Anteil von sieben Prozent der Bevölkerung, wie der Sachstandbericht über die Entwicklung der Tafel offenlegt.

Jedes zweites Kind in Deutschland sei armutsgefährdet, auch im Bereich Philippsburg, hieß es im Gemeinderat. Wo auch immer: Die Schere zwischen Arm und Reich klaffe weiter auseinander. Auf die unübersehbaren Probleme in Teilen der Gesellschaft wiesen die Vorstandsvorsitzende der Caritas, Sabina Stemann-Fuchs, und der Leiter des Tafelladens, Oliver Frohwerk, hin. Beide informierten über die aktuelle Situation der Einrichtung und die Herausforderungen vor allem in finanzieller Hinsicht, wozu die deutlichen Kostensteigerungen gehören.

Wie Rathaus-Fachbereichsleiter Erich Schweikert ausführte, wurde der Tafelladen Philippburg im Jahr 2009 im ehemaligen „PLUS“-Markt eingerichtet. Menschen mit geringem Einkommen, etwa Rentner und Bürgergeld-Empfänger, oder Frauen und Männer in finanziellen Notlagen, die sich die regulären Preise in den Supermärkten nicht leisten können, versorgen sich hier zu einem symbolischen Geldbetrag mit Lebensmitteln, die ansonsten „entsorgt“ würden.

Daneben werden in Philippsburg auch gebrauchte Kleidung, Hygieneprodukte, Möbel und nicht mehr benötigte Haushaltswaren zur Verfügung gestellt. Das Konzept des Tafelladens beruhe auf drei Säulen: im Vordergrund stehen Lebensmittelrettung und Armutslinderung, aber auch Inanspruchnahme ehrenamtlichen Engagements. Die Tafel beschäftige mitunter Langzeitarbeitslose, um ihnen somit eine Rückkehr ins normale Erwerbsleben zu ermöglichen.

Wie Schweikert weiter darlegte, erhalten Nutzer des Tafelladens einen Ausweis zur Berechtigung des Einkaufs nach Vorlage entsprechender geprüfter Nachweise. An drei Öffnungstagen in der Woche (montags, mittwochs und freitags) versorgt Philippsburg insgesamt 1039 Personen, darunter 973 Philippsburger und 66 aus Umlandgemeinden.

Über die Powerpoint-Präsentation war zu erfahren, dass sich die Tafelläden wegen der stark steigenden Preise nicht mehr selbst tragen könnten: Spenden und ehrenamtliches Engagement reichten nicht mehr aus. Zuletzt führten die deutlich vermehrten Energiekosten für Lagerungen und Kühlungen von Nahrungsmitteln zu einem zusätzlichen Anstieg des Defizits. Hinzu kommt neben den Preissteigerungen im Lebensmittelbereich ein spürbarer Rückgang eingehender Sachspenden.

Laut einer früheren Gemeinderatsentscheidung erhält der örtliche Tafelladen einen jährlichen Zuschuss von 10.000 Euro. Am 29. Januar lädt die Caritas als einer der drei Träger zu einer kleinen Jubiläumsfeier „15 Jahre Tafel“ ein.

W. Schmidhuber

Zurück