Philippsburg jetzt unter dreiköniglichem Schutz

Sternsinger sammeln für Peru im ganzen Dekanat

Drei Könige auf einmal – das gab’s noch nie in der Geschichte der einst mächtigsten Reichsfestung am Rhein. 1702 stattete mit Joseph I. letztmals ein König den Philippsburger einen Besuch ab. 316 Jahre später weilten gleich drei solcher Würdenträger im Städtchen: allerdings ohne die damals üblichen 200 bewaffneten Reiter mitsamt den Marketenderinnen. Unterwegs waren vor wenigen Tagen die Dreikönige - nicht aus dem Morgenland, sondern aus Philippsburg.

Ab sofort stehen das Philippsburger Rathaus und seine Mitarbeiter unter dem besonderen Schutz der Heiligen Dreikönige. Über dem Haupteingang schrieb einer der jungen Monarchen die Zahlen und Buchstaben: „20+C+M+B+19“. Dies bedeutet „Christus Mansionem Benedicat“, auf Deutsch „Christus segne dieses Haus“.

Mit ihrem jugendlichen Alter beeindruckten die „Weisen“, allesamt weitaus jünger als die bekannten Magier vor über 2.000 Jahren, die oft mit langen Bärten abgebildet sind. Zu der Gruppe gehörten der schwarze Caspar, der braungebrannte Melchior und der weiße Balthasar. Mit bürgerlichem Namen heißen die fünf „Morgenländischen“ Franziska, Kristina, Patrick, Caspar und Diana.

Nicht allzu lange verweilten die biblischen Sterndeuter im Rathaus, wo sie vom Bürgermeister ein Geldgeschenk der Stadt erhielten, gleich ging’s weiter in die umliegenden Häuser. Bei den hiesigen Sternsingern handelt es sich um Ministranten, die in bunte Gewänder gehüllt sind, goldglänzende Kronen tragen und so durch den Ort wandeln und Geld für wohltätige Zwecke sammeln.

Bis einschließlich Dreikönigstag wollten die verschiedenen Königsgruppen rund 400 Haushalte in der Kernstadt beehrt haben. Besucht wird immer nur derjenige, der sich auch einen Besuch wünscht. Außer Geldspenden bekommen die Jugendlichen allerlei Süßigkeiten.

In der Region pflegt Philippsburg diesen besonderen Dreikönigsbrauch am längsten. Nach mündlichen und schriftlichen Überlieferungen sollen die Dreikönige in der ehemaligen Festungsstadt schon in den 20er Jahren, ja sogar vor dem Ersten Weltkrieg, aufgetaucht sein. Erst gegen Ende der 1950er Jahre zogen die anderen Kommunen nach. Frühere Einsätze als in Philippsburg und dann in den Nachkriegsjahren in Huttenheim sind andernorts nicht bekannt.

Wie im ganzen Land steht die 2019-er Aktion unter dem Motto „Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!“ Seit Beginn im Jahr 1959 haben die Sternsinger bundesweit über eine Milliarde Euro gesammelt.

Die Originale im Matthäus-Evangelium stammten aus dem Morgenland, blieben aber im Abendland: Angeblich ruhen die Reliquien der Originalkönige in einem Schrein im Kölner Dom. Nach einer Analyse handelt es sich bei den brüchigen Kleidungsstücken um königliche Stoffe, bestehend aus Seide, Purpur und Gold: hergestellt vor etwa 2.000 Jahren in Syrien.

Schmidhuber

Zurück