Spott und Schadenfreude wegen der versunkenen Lok

Rheinsheimer Fastnachtsumzug mit etwa 75 Wagen und Fußgruppen als Zuschauermagnet

Die Narren können dankbar sein, dass im vergangenen Jahr die 1852 in den Rhein gefallene Lokomotive nicht gefunden wurde. Glückselig griffen die Fastnachter die Blamage der Lok-Jäger auf und karikierten den Fehlschlag. Gleich vier Mal diente die Nichtauffindung des 20 Tonnen schweren Ungetüms für Spott und Schadenfreude.

Größer als geplant und erwartet fiel der närrische Umzug aus, denn der Stadtteil Rheinsheim diente als Art Zuflucht für allerlei Fastnachtswagen, da in Neudorf und Altlußheim wegen des Sturms die Umzüge abgesagt worden waren. So kam zu den gemeldeten 62 Gruppen und Wagen noch mindestens ein Dutzend hinzu. Schließlich entstand einer der größten Gaudiwürmer in der Region.

An den geschmückten Ortsstraßen standen begeisterte Fastnachter, winkten und klatschten, schunkelten und hellauten laut. Auffallend viele Pfälzer hatten sich über den Rhein gemacht und unterstützten als Mitwirkende oder als Zuschauer ihre badischen Freunde. Mehr als die Hälfte der letztlich 75 Umzugsteilnehmer dürfte aus dem Nachbarbundesland gekommen sein.

„Schneewittchen und die sieben Zwerge regieren uns besser als Merkel“, hatten einige Politprofis radebrechend zusammengereimt. Als besonders ideenreich und kreativ fielen die topkostümierten Pfadfinder auf, die buntgemischte Schulklasse aus Rhonser, die zweite Schneewittchen-Gruppe um die „Freunde des Prinzen“, die Elvis-Presley-Fans, die fünf begnadeten Bänkelsänger.

Den langen Zug führte der ARGE-Mitorganisator Peter Haake als hochdekorierter Bahndirektor an. Vom Wagen herab grüßte seine Majestät, Prinz LXXI., mit seinen hübschen Paginnen. Auf dem Boden hingegen blieben sein Begleitschutz von der Narhalla und das hinter der Stockriewerfahne marschierende Gefolge von Guido I.  

Trotz des starken Winds und des mitunter heftigen Regens feierten die Rheinsheimer und die vielen auswärtigen Besucher ausgiebig und ausgelassen das Großereignis. Auf der Strecke mit etlichen „Verpflegungsstationen“ vor den Häusern herrschte beste Stimmung. An Motiven und Themen, an Vielfalt, Abwechslung und Farbenpracht mangelte es nicht.

Auf Achse waren viele unheimliche Gestalten: so Hexen, Waldgeister, Zwerge und Geister. Der Ruf Rheinsheims reicht in alle Teile der Welt, denn auch kalte Eskimos und heiße Piraten wollten dabei sein, alte Neandertaler und Wikinger, wilde Apachen, kurzrockige Schotten, auch Robin Hood und Pippi Langstrumpf höchstpersönlich.

Unter die Zugnummern, die allesamt mit erstaunlicher Kreativität aufwarteten, mischten sich Jung und Alt gleichermaßen, sogar ganz süße Schachteln. Livemusik sorgte dafür, dass das Publikum mitsingen und mitschunkeln konnte.

Schmidhuber

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