Bürgermeister Martus zur Lage in Philippsburg I 16.04.2020

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

normalerweise sind die Osterfeiertage auch für mich immer ein Anlass gewesen, zur Ruhe und zur Besinnung zu kommen. Doch in diesem Jahr erschien mir vieles unwirklich.

Ich stellte mir am Karfreitag die Frage: „Können diese Feiertage schön sein, wenn uns derzeit eine Krise beschäftigt, die wir nicht wirklich greifen können?“

Diese Krise, die mit ihren enormen Auswirkungen auf unser gewohntes Leben und den vielen Sorgen ganz unterschiedlicher Natur ist: Mich beschäftigen die Sorgen um unseren Einzelhandel und die Gastronomie vor Ort und deren Mitarbeiter sowie die wirtschaftlichen Folgen für unsere Welt. Und dann die Sorge um die Zukunft. Wie geht es weiter? Wird es jemals wieder so sein, wie es war? Soll es wieder so sein, wie es einmal war? 

Und dann ganz unverhofft Samstagnacht um 2.30 Uhr: Feueralarm - Brand eines Wohnhauses in Philippsburg. Zur derzeitigen Ausnahmesituation kam eine noch größere Krise für eine Philippsburger Familie hinzu. Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Gott sei Dank konnte unsere Feuerwehr das Übergreifen des Feuers auf das Nachbarhaus und unser Seniorenwohnheim verhindern. 

Nach einer schlaflosen Nacht dann Zeit zum Nachdenken? Fehlanzeige. Wie kann schnelle Hilfe organisiert werden? Die Unterbringung der Familie war gleich geklärt. Es folgte ein privater Hilfeaufruf, gefolgt von einem Hilfeaufruf der Stadt, weitere Aufrufe sind hinzugekommen. Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Stadt Philippsburg als Gemeinschaft Solidarität zeigt und gerade in schwierigen Zeiten zusammenhält.

Eigentlich todmüde werde ich immer stolzer ein Teil dieser Gemeinschaft, ein Teil von Philippsburg, zu sein und bin froh als Bürgermeister der Stadt meinen Teil dazu beitragen zu können. 

Mir ist wieder einmal bewusst geworden, welchen Wert eine funktionierende Gemeinschaft in Zeiten hat, in denen vieles nicht so funktioniert, wie man es gewohnt ist. 

Und so erkennen wir gerade in diesen besonderen Zeiten der Not, auf wen wir uns verlassen können und auf was Verlass ist bzw. Verlass sein muss. Das gilt für den privaten Bereich, im beruflichen Alltag, aber auch für eine große Gemeinschaft, wie wir sie hier in Philippsburg haben. 

Gerade in den letzten Wochen haben sich unzählige Helferinnen und Helfer angeboten. Diese Hilfsangebote werden dankbar angenommen, wobei die Zahl der Helfenden derzeit den Bedarf übersteigt – sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass viele ältere Menschen Unterstützung aus Familie und direkter Nachbarschaft erfahren. 

Wir hier im Rathaus sind momentan mit sehr vielen - auch für uns außergewöhnlichen - Dingen intensiv beschäftigt. Deswegen bin ich unendlich dankbar und froh, dass es Menschen gibt, die achtsam durch die Stadt gehen, uns so "den Rücken frei halten" und das Motto „Wir sind Philippsburg“ mit Leben erfüllen. 

VIELEN DANK dafür!

Das Virus verbreitet sich dank unser aller Umsicht und dank unseres konstruktiven Verhaltens deutlich langsamer aus. Wir haben ein Gesundheitssystem, um welches uns die Welt derzeit beneidet – trotz der uns bekannten strukturellen Defizite.

Dankbar bin ich den Menschen, die auf unseren Straßen unterwegs sind und zur Arbeit gehen, um unsere Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Sie versorgen uns weiterhin wie bereits schon seit Wochen.

Wir leiden keinen Hunger oder Durst, wir haben Strom, Wasser, das Abwasser und der Müll werden entsorgt.

Die Politik hat gestern über die Lockerung von Maßnahmen diskutiert und ich hoffe, dass wir in unserem Land in den nächsten Wochen gemeinsam die richtigen Entscheidungen treffen - und dabei das Wohl aller im Auge haben werden:

Das Wohl der Menschen, die Angst um ihre Gesundheit haben (müssen). Das Wohl der Menschen, die ganze Familien zu ernähren und große Angst um ihre wirtschaftliche Grundlage haben. 

Es lässt sich aber feststellen, dass die bisherigen strikten Kontaktbeschränkungen ihre positive Wirkung entfaltet haben. 

Noch am 1. März hatte Deutschland eine Verdoppelungszeit bei den bestätigten Coronavirus-Neuinfektionen von 1,7 Tagen (d.h. alle 1,7 Tage verdoppelte sich die Zahl der Erkrankten). Am 14. April betrug dieser Wert 32,8 Tage (Quelle: Johns-Hopkins-Universität Baltimore/USA). 

Corona wird unser Leben wohl noch längere Zeit begleiten und in gewissem Maß einschränken und vermutlich wird sich das erst dann grundlegend ändern, wenn ein Impfstoff und / oder ein Medikament verfügbar ist. 

Bis dahin gilt es, die richtige Balance zwischen einer schrittweisen Lockerung der Beschränkungen bei gleichzeitiger Kontrolle der Infektionszahlen zu finden. Jeder einzelne kann dazu seinen Beitrag leisten. Rücksicht nehmen und konsequent sein, kann Leben retten. 

Auch das wird uns gelingen. Gemeinsam. Die Infektionsraten müssen weiter sinken. Machen wir weiter so und bleiben wir gesund!

Ich bin stolz, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. 

Schreiben Sie mir (am besten per E-Mail corona@philippsburg.de), gerne aber auch per Brief, wenn Sie Fragen oder Anregungen haben.

In diesem Sinne
herzlichst Ihr stolzer
Stefan Martus
Bürgermeister

Entscheidungen der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten

Was gilt bis 3. Mai 2020:

  • Versammlungsverbot (max. 2 Personen oder Familien, Mindestabstand!) bleibt zunächst bestehen.
  • Schulen werden ab dem 4. Mai 2020 schrittweise und reduziert geöffnet. Wie diese Schritte im Einzelnen aussehen, definieren die Kultusministerien der Länder. Begonnen wird aber mit den Abschlussklassen.
  • Kitas bleiben vorerst weiterhin geschlossen – die Notbetreuung soll ausgeweitet werden.
  • Alltagsmasken werden dringend im ÖPNV und beim Einkauf empfohlen, sind allerdings nicht vorgeschrieben.
  • Weiterhin gelten hohe Sicherheitsstandards für Alten- und Pflegeheime.
  • Großversammlungen sind bis Ende August 2020 verboten. Was eine Großversammlung ist, definieren die jeweiligen Länder.
  • Kirchliche Veranstaltungen sind weiterhin nicht möglich, aber ein Weg für das weitere Vorgehen wird gesucht.
  • Einzelhandelsgeschäfte bis 800 m² Verkaufsfläche können ab Montag 20. April 2020 öffnen, wenn sie Hygienekonzepte erarbeitet haben.
  • Friseure können mit entsprechenden Schutzkonzepten ab dem 4. Mai 2020 öffnen.
  • Restaurants, Bars, Kneipen und Hotels bleiben zunächst geschlossen.

Dies ist nur eine Kurzzusammenfassung ohne jeglichen Auslegungsduktus seitens des Landes Baden-Württemberg. 

AUF  DIE  KONKRETEN  AUSPRÄGUNGEN  SEITENS  DES  LANDES  MUSS  NOCH  GEWARTET  WERDEN.

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